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Gemeinwohlbilanz

Um unsere Handlungsspielräume systematisch zu erfassen, orientieren wir uns an der Gemeinwohl-Ökonomie und haben im Jahr 2023 eine sogenannte Gemeinwohlbilanz erstellt.

Über ein Jahr lang haben wir den Gemeinwohlbericht erarbeitet: Wir haben recherchiert, Gespräche geführt und diskutiert: Wo achten wir schon auf soziale Aspekte und die Umwelt, und bei welchen Themen lohnt es sich, genauer hinzuschauen? Wo sollten wir etwas verändern? Auf 40 Seiten stellt der Bericht die Bereiche der Gemeindearbeit dar, von der pastoralen Arbeit über unsere fünf Kitas bis zur Instandhaltung von Gebäuden. Untersucht wird, wie sozialverträglich und ökologisch sinnvoll wir uns mit Blick auf unsere Lieferanten, Geldanlagen, Mitarbeitende, Gemeindezugehörige und darüberhinaus verhalten.


Was ist die Gemeinwohl-Ökonomie?

Die Gemeinwohl-Ökonomie (https://germany.ecogood.org) steht für ein Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohlfördernden Werten aufgebaut ist. Einer der Mitinitiator*innen dieser Bewegung heißt Christian Felber. Er sagt: „Unser jetziges Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf. Das Geld ist zum Selbstzweck geworden, statt ein Mittel zu sein für das, was wirklich zählt: ein gutes Leben für alle.“

Auf der ganzen Welt gibt es Unternehmen, Organisationen und Städte, die sich dieser Bewegung angeschlossen haben. Die Gemeinwohl-Bilanz ist ein Messinstrument, mit dem man die eigenen Beiträge zum Gemeinwohl überprüfen kann.


Um welche Veränderungen geht es uns?

Während wir an der Bilanzierung gearbeitet haben, sind uns viele Dinge aufgefallen, die wir direkt anpacken konnten: Im Gemeindebrief geben wir Tipps zum nachhaltigen Leben (nachhaltige Geschenke und Verpackungen, Rezeptideen, Einkaufstipps, Buchtipps usw.). Beim Gemeindefest, beim Erntedankfest und bei verschiedenen Elternabenden in unseren Kindertagesstätten haben wir auf die Wichtigkeit von Klimaschutz und Müllvermeidung hingewiesen und ökologisch vertretbare Waschmittelproben verteilt.

Anfang 2023 haben wir angefangen, Wachsreste zu sammeln. Diese werden zur Wiederverwertung an die Kerzenmanufaktur Sinn-Licht geschickt. Kerzenreste können ganzjährig in die „Wachskiste“ im Gemeindehaus Nied eingelegt werden. Die Reste der Osterkerzen aus unseren Kirchen werden noch anders verwertet: Aus ihnen wurden erstmals 2023 die Gedenkkerzen für den Ewigkeitssonntag gegossen. Dies hat nicht nur eine besondere Symbolkraft, sondern spart auch jede Menge Plastikmüll, da wir die Gedenkkerzen in Plastikbechern nicht mehr kaufen müssen und stattdessen wiederverwendbare Kerzengläser verwenden.

Aktuell leisten wir einen Beitrag zum Klimaschutz, weil wir unsere Kirchen - wie auch 2022 - nicht mehr beheizen. Auch das wollen wir in Zukunft beibehalten.


Hat es gelohnt, eine Gemeinwohlbilanz zu erstellen?

Die Erarbeitung der Gemeinwohlbilanz war ein großer Kraftakt. Lohnt sich das überhaupt? Hätten wir die Zeit lieber in die Gemeindearbeit stecken sollen? Hier ein paar Stimmen aus dem Arbeitskreis und dem Kirchenvorstand:

„Es hat mich positiv überrascht, dass wir bei Vielem in der richtigen Richtung unterwegs sind, zum Beispiel dass wir schon seit Jahren Ökostrom beziehen, oder wie umsichtig sich unsere Kita-Leitungen einsetzen.“

„Nachhaltigkeit ist für mich eine zutiefst christliche Aufgabe, und es erfüllt mich mit Hoffnung, dass sich so viele in unserer Gemeinde mit dem Thema auseinandersetzen.“

„Ohne die Gemeinwohlbilanz wären wir nicht darauf gekommen, wo wir noch `Luft nach oben´ haben. Jetzt wissen wir, was wir angehen wollen, zum Beispiel Impulse in der pastoralen Arbeit oder ein Check der Putzmittel.“

„Eigentlich widerstrebt mir, eine solche Bewertung unserer Gemeinde vorzunehmen. Wichtig ist mir, auf Gott hinzuweisen, bei aller menschlichen Ohnmacht. Und doch bin ich überzeugt davon, dass wir eine Verantwortung haben, uns in die Gesellschaft einzubringen. Der Bericht ist sinnvoll, wenn wir Veränderungen ableiten.“

„Ich möchte andere Kirchengemeinden ermutigen, ihre Arbeitsbereiche systematisch zu prüfen und sich zu Nachhaltigkeit zu bekennen. In den Kirchengemeinden in Deutschland liegt eine große Kraft zur Veränderung.“

„Am Anfang habe ich mich gefragt, was das denn soll, und ob so ein Bericht zu uns passt – wir sind doch kein Unternehmen. Aber jetzt, wo ich den Bericht gelesen habe, bin ich begeistert. Wenn ich etwas entscheiden oder unterschreiben muss, hinterfrage ich, ob es wirklich die beste Entscheidung ist.“


Zahlen, Daten und Fakten

Frühjahr 2022:
Gründung des Arbeitskreises Ökologie und Gesellschaftliche Verantwortung

Juni 2022 bis August 2023:
Erstellung des Berichts

September bis Dezember 2023:
Zertifizierungsverfahren

Bei der Erarbeitung des Berichts waren insgesamt 5 Personen maßgeblich beteiligt.  Zwei Personen haben recherchiert, Gespräche geführt und die Befassung im Arbeitskreis vorbereitet. In der fünfköpfigen Runde haben wir die relevanten Punkte zusammengetragen und Verbesserungspotenziale identifiziert. Eine Person hat den Bericht geschrieben, während die anderen über Kommentierungsschleifen eingebunden waren.

Audit zur Gemeinwohlbilanz (Foto: Joachim Preiser)

Die Kosten des Audits bemessen sich nach der Anzahl der Mitarbeitenden. Da wir 5 Kitas betreiben und viele Mitarbeitende haben (über 100 Vollzeit-Äquivalente), lagen die Kosten für Audit inkl. Reisekosten der Auditorin bei etwa 6.000 EUR (ohne Beraterkosten). Wir haben die Kosten über Spenden finanziert.

Einen Tag lag war eine Auditorin der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung da und hat alle Bereiche auf Herz und Nieren geprüft.

Hier können Sie unseren Gemeinwohl-Bericht ansehen.

 

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